Von der Schuhmacherin zur starken Marke: „Schuh-Wunscherfüllerin“ Kirstin Hennemann
Zur Person
Kirstin Hennemann hat die Entwicklungsarbeit für ihre Marke 2015 abgeschlossen. Seitdem ist sie mit ihrer Berliner Maßschuhmacherei in größere Räume umgezogen. Die vertraute Atmosphäre des alten Ladens hat sie zum Glück zum Prenzlauer Berg mitgenommen. Nach mehreren Fernsehauftritten und Medienpräsenzen gingen ihre Schuhe 2018 zum ersten Mal auf Welttournee. Im Interview verrät sie, wie sie konkret mit ihrer Marke in der Praxis arbeitet und was ihr die Markenpositionierung als Persönlichkeit unter dem Strich gebracht hat.
Ich glaube, ich setze seitdem viel bewusster das ein, was mich und meine Maßschuhmacherei ausmacht.
Kirstin Hennemann
Sie haben Ihre Persönlichkeitsmarke im Jahr 2015 definiert. Was haben Sie damit gemacht?
Die Frage ist doch: Was hat es mit mir gemacht? Ich glaube, ich setze seitdem viel bewusster das ein, was mich und meine Maßschuhmacherei ausmacht. Wenn ich mir die Leitsätze heute anschaue, die wir gemeinsam entwickelt haben, denke ich manchmal schon noch: „Bist du das wirklich?“ Aber im nächsten Moment wird mir klar, dass ich zu meinen Stärken stehen kann. Ja, das bin ich.
Sie sehen sich als DIE Schuh-Wunscherfüllerin. Wie leben Sie das eigentlich?
Ich bleibe experimentierfreudig. Und ich versuche, Entscheidungen im Sinne meines Kunden zu treffen, auch über meine eigenen ideologischen Grenzen hinweg. Ich trage zum Beispiel keine Pumps, aber wenn das jemand will, warum nicht?
Ich überlege bei allen Entscheidungen: Passt das zu mir?
Ich versuche – vielleicht im Gegensatz zu anderen Schuhmachern – weniger das Traditionelle zu betonen. Ich glaube, dass der Individualität keine Grenzen gesetzt sein sollten.
Wie nutzen Sie Ihre Marke für den Außenauftritt?
Ich habe den Internetauftritt komplett geändert. Dabei sind für mich die Leitlinien, die aus meiner Identität heraus entstanden sind, eine große Hilfe. Man präsentiert sich ja ständig irgendwie irgendwo.
Vor Auftritten im Fernsehen habe ich mir meine Marke und die einzelnen Bausteine vorher noch einmal kurz angesehen. Dafür ist es ja total gut, eine klare Ausrichtung zu haben
Wenn ich die Maßschuhmacherin präsentiere, verwende ich jetzt immer den Leitspruch: „Einzelstücke handmade in Berlin“. Und ich trage mein Markenzeichen, den Hahn, jetzt auch viel selbstbewusster nach außen. Er ist in jedem Schuh eingenäht. Es kamen sogar schon Kunden, die gefragt haben, ob sie den Hahn auch außen am Schuh haben könnten.
Was hat Ihnen die professionelle Markenentwicklung konkret gebracht?
Das war sehr klärend für mich.
Ich glaube, ich traue mich mehr. Unsere Preise haben wir deutlich erhöht. Wir können seitdem einfach den Wert besser rüberbringen. Ich finde es gut, dass ich das gemacht habe. Sonst hätte ich das so nicht hingekriegt.
Welchen Rat würden Sie jemandem mit auf den Weg geben, der ebenfalls auf authentischem Wege zur Marke werden will?
Es braucht jemanden, der einem den Spiegel vorhält. Wenn man es sich irgendwie leisten kann, sollte man sich Unterstützung holen. Und wenn nicht, dann trotzdem. Und er oder sie sollte auf dem Weg zur Marke auf jeden Fall gute Schuhe tragen.
Das Interview mit Kirstin Hennemann führte Christopher Spall.
Die ausführliche Entwicklungsgeschichte von Kirstin Hennemann finden Sie im Buch „Personal Branding – Was Menschen zu starken Marken macht“ von Christopher Spall.
Tiefere Einblicke in das Buch „Personal Branding“
Eintauchen in Marke für Personen
MarkenPraxis Blog
Vom Vorstandsvorsitzenden zum Krisenexperten für Mensch und Technik: 3 Fragen an CEO Thorsten Logemann
Der CEO der intersoft consulting services AG Thorsten Logemann fasst das Ergebnis seines Identitätsentwicklungsprozesses so zusammen. „Ich habe einen klaren Kompass für meinen Content auf LinkedIn. Da habe ich schon nach kurzer Zeit gespürt, dass meine „Identität“ bei den Menschen Anklang findet.“
Vom Eishockey-Idol zur starken Marke: 4 Fragen an Florence Schelling
Die Identitätsentwicklung nach dem Ende der Karriere gibt Antwort auf die Fragen: „Was treibt mich, abseits des Sports, an?“ „Wofür stehe ich eigentlich?“ und „Wie sieht mein persönlicher Kompass für die Zukunft aus?“
Vom Mitarbeiter zur Führungspersönlichkeit mit klarem Kompass: 3 Fragen an Tobias Ott
„Ich finde, Personal Branding ist die nahezu perfekte Möglichkeit, für sich selbst herauszufinden, wofür man steht und wie man zielgerichtet wirken kann.“ So fasst Tobias Ott seinen Identitätsentwicklungsprozess zusammen.